Neue Osnabrücker ZeitungSubversiv: Auf „Überwachung“ folgt beim EMAF 2015 „Ironie“
Osnabrück. Am 22. April startet das EMAF 2015. Bis zum 26. April zeigt das Festival in Ausstellung, Filmen und Performances den Stand der Dinge in Sachen experimenteller Medienkunst. Thema in diesem Jahr: Ironie.
Osnabrück. Am 22. April startet das EMAF 2015. Bis zum 26. April zeigt das Festival in Ausstellung, Filmen und Performances den Stand der Dinge in Sachen experimenteller Medienkunst. Thema in diesem Jahr: Ironie.
Osnabrück. Es geht also um Ironie. Nicht Satire, sagt Festivalleiter Alfred Rotert, nicht Humor, sondern: Ironie. Ergänzt um das Element „ Subversive Intervention “. So reagiert das European Media Art Festival (EMAF) in diesem Jahr auf das, was uns tagtäglich umgibt, oder, wie es Hermann Nöring, der Zweite der EMAF-Führungstrias, ausdrückt: „Ironie als Reaktion auf den Ernst der Lage“, als das Mittel, Fragen zu unserer Zeit und unserer medialen Wirklichkeit zu stellen. Wie reagieren Künstler darauf? Wohin bewegen sich unsere Medien? Wie kann Ironie den Blick schärfen? Alles Fragen, die das EMAF in diesem Jahr stellt.
Abgeleitet hat die Festivalleitung dieses Thema aus dem letztjährigen Festivalmotto: „ Überwachung “ stand damals im Fokus – jetzt folgt die Brechung mittels der Ironie. Formal setzt das Medienkunstfestival auf die bewährten Elemente Ausstellung , Performance, Film, medienkunsttheoretisch unterfüttert durch eine zweitägige Konferenz. Den Etat von knapp 420000 Euro stellen über die Nordmedia das Land Niedersachsen, die Stadt Osnabrück, sowie der Bund zur Verfügung.
Die Ausstellung hat Kurator Nöring in drei Themenfelderunterteilt: Gesellschaftliche und soziopolitische Fragen werden abgehandelt, der Umgang der Medien als Kulturelement und Fragen des Kunstbetriebs. So zeigen kinetische Installationen einen ironischen Umgang mit Materialen, brechen mit Formeln und erzielen gerade durch diese Brüche Aufmerksamkeit. Als exemplarisch nennt er „Bigasso Baby“, die Parodie auf einen Video-Clip des Rappers Jay-Z namens „Picasso Baby“, in dem Jay-Z wiederum Marina Abramovic persifliert.
Insgesamt 2400 Einreichungen kann Rotert für dieses EMAF vermelden, der weitaus größte Teil im Filmbereich: Aus 2000 Filmen haben Ralf Sausmikat, der Dritte im Führungsbunde, und das international besetzte Auswahlkomitee 80 Arbeiten für das Festival bestimmt. Dabei setzt sich ein Trend der letzten Jahre fort: Kurzfilmautoren nehmen sich mehr Zeit, ihre Bilder und vermehrt auch ihre Geschichten darzulegen. Trotzdem bescheiden sich die Kurzfilmprogramme mit 60 Minuten, etwas mehr als die Hälfte davon „mit ironischem Anstrich“, wie Sausmikat sagt. Das gilt auch für die Langfilme, etwa „Ash & Money“: Hier dokumentiert das NO99 Theater in Estland eine rechtslastige Partei aus der Taufe, welche die Politikszene in Estland gründlich durcheinanderwirbelt, bis hin zu einem öffentlichen Parteitag, an dem 7000 Menschen teilnehmen. Und schließlich widmet sich die Retrospektive keinem Filmemacher, sondern eben dem Thema Ironie: Die Jurymitglieder für den EMAF-Award sowie Sausmikat haben Kurzfilmprogramme zusammengestellt, die Medienkunst ab den 80er-Jahren abbilden.
Die Performances machen Akustisches sichtbar , das Künstlerkollektiv Raumzeitpiraten nimmt mit Einbruch der Dunkelheit Osnabrücker Hausfassaden unter Bilderbeschuss, die Sonic Robots kehren nach außen, was sich normalerweise im Laptop eines DJs vor den Augen der Öffentlichkeit verbirgt.
Schließlich dreht sich die Konferenz auch um Ironie: aus künstlerischer Sicht, aber auch aus Perspektive der Medien. So stellt ein Block die Frage, wie der Mittlere Osten mit Ironie umgeht. Den Auftakt – und womöglich eine Begriffsbestimmung – gibt der Medientheoretiker Geert Lovink aus den Niederlanden, zum Abschluss macht sich Cay Wesnigk Gedanken über die mediale Zukunft, über die Frage, wie geistiges Eigentum geschützt und genutzt werden kann.
Eröffnet wird das Festival aber mit einer tiefen Verbeugung vor einem Poeten, der mittels Super-8-Kamera zum Medienkünstler und mittels seiner Ausdruckskraft zum Phänomen geworden ist: Rolf Dieter Brinkmann. Sein Film „Brinkmanns Zorn“ wird am Eröffnungsabend in einem Director’s Cut gezeigt und mit Livemusik von Harald Bergmann unterlegt –eine Premiere zum Auftakt. – Zum Start „Brinkmanns Zorn“ als Filmkonzert: Subversiv: Auf „Überwachung“ folgt beim EMAF 2015 „Ironie“ | noz.de – Lesen Sie mehr auf: http://www.noz.de/deutschland-welt/kultur/artikel/565791/subversiv-auf-uberwachung-folgt-beim-emaf-2015-ironie#video-jump-to